die-reiseredaktion.de
Tuxertal

Tuxertal


"Tief einatmen, die Augen schließen, die Arme strecken." Die Sonne kitzelt in der Nase und der Bach plätschert so beruhigend, dass man ewig hier stehen könnte. Hat Morgenstund' vielleicht doch Gold im Mund? Es ist kaum zu glauben, wie frisch man morgens um sieben sein kann. Ob's am Energietee liegt?
"Ein Bißchen auch" meint Fitneßtrainerin Michaela vom Tuxer Hof. "Richtig frisch macht aber das Power-Walking." Zu deutsch bedeutet das flottes Gehen mit Skistöcken. Michaela erklärt, dass der Stockeinsatz dazu dient, auch die oberen Körperpartien zu bewegen. Das regt den Kreislauf an und das macht munter.
Die frische Morgenluft tut das ihre dazu, während sich die Frühsportler beim Stretching räkeln und strecken. Am Berg liegt noch Schnee und hinten im Tal glänzt das Ewige Eis des Hintertuxer Gletschers.
Dort wollen jetzt alle hin, die von Mayerhofen und Finkenberg heraufkommen, um die Skisaison zu verlängern. Schließlich ist das Tuxertal dafür auch bekannt. "365 Tage Schnee im Jahr", betont Willi Schneeberger, der Obmann des Tourismusvereins und bedauert dabei ein wenig, dass viele der Gäste auch im Hochwinter kein anderes Ziel als den Gletscher kennen. Selbst dann, wenn es dort kalt und stürmisch ist, zieht es die Urlauber hinauf auf 3000 Meter, während man an Rastkogel und Eggalm im kleinen Kreise schwingt und carvt. Um so angenehmer für die wenigen, die hier jetzt Frühlingsskilauf pur genießen. Samt all seinen Alternativen.
Der "Flying Fox" ist eine davon. Am Stahlseil über die Schlucht. Macht das Spass oder Angst? Beides meinen Ärzte und Psychologen. Am Anfang steht die Angst, dann kommt das Glücksgefühl. Nicht alle scheint das zu überzeugen und manch einer geht lieber den steilen Weg auf nassem Gras zurück, als hier den Sprung zu wagen. Auch die doppelte Sicherung kann sie nicht überzeugen. Doch Roman vom Erlebnis-Club drängt keinen. Wer den Sprung ins Ungewisse tut, muss davon selbst überzeugt sein, ist seine Philosophie. Schließlich zeugt es von mehr Selbstbewußtsein, zu seinem Entschluss zu stehen und nicht nur einem Gruppenzwang zu folgen. "Aber versäumt haben sie doch etwas", meint Flachländerin Corinna, die mutig als erste ins Klettergeschirr gestiegen ist. Ein paar kraftvolle Schritte Anlauf, ein energischer Sprung und schon geht's in rauschender Fahrt über die Schlucht. Auf halber Strecke zieht Roman das Bremsseil. "Siehst du den Adlerhorst in der Felswand?" 120 Meter frei hängend über dem rauschenden Wildbach ist die Perspektive ungewohnt verändert. Beim Blick hinunter klopft das Herz. Und doch steht man wieder viel zu früh auf der anderen Seite der Schlucht. "Mit extremem Glücksgefühl und einer stark positiven Einstimmung des Alltagsbefindens" formulieren es die zitierten Spezialisten. Sie haben herausgefunden, dass man durch eine Angstüberwindung wie beim "Flying Fox" mit einer starken Konzentrationsphase und dem totalen Abschalten beim Absprung mental und physisch gestärkt wird. Ob's daran liegt, dass hernach die Bikes wie von selber rollen?
Noch aufregender als der "Fliegende Fuchs" ist Höhlentrekking. Allein schon die Ausrüstung: Helm, Karbidlampe, Gurt und ein spezieller Höhlenoverall. Auch hier stapft Roman voran. Als staatlich geprüfter Höhlenführer geleitet er das Quartett der Mutigen in die tieferen Regionen der Spannagelhöhle am Hintertuxer Gletscher. Die sterile, keimfreie Luft mit ihrem Radon-Anteil und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ist besonders für Asthmatiker und bei chronischer Bronchitis heilsam. Atmosphärische Strahlung, Elektrosmog - gibt es hier nicht. Dafür absolute Ruhe. Schaurig schön ist es abseits des ausgebauten Teils der Schauhöhle und das anschließende Glücksgefühl mindestens so erhebend wie beim Action-Spektakel "Flying Fox".
Jetzt tut Ruhe gut. Und dazu die heilenden Hände von Michaela, die mit gezielten Griffen und duftenden Essenzen verspannte Muskeln geschmeidig macht. Genau richtig für die nächsten Aktivitäten am Mega-Sportplatz Tuxertal.

 
 
© die-reiseredaktion.de 1996-2011